
Grußwort Prof. Dr. Bernhard Zwißler
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
(DGAI) möchte ich Sie sehr herzlich zum 64. Deutschen
Anästhesiecongress (DAC) 2017 nach Nürnberg einladen.
Der DAC 2017 wird unter dem Motto „Personalisierte Medizin – Herausforderung
und Chancen“ stehen. Ursprünglich wurde mit dem
Schlagwort ‚Personalisierte Medizin‘ eine individualisierte Pharmakotherapie
bezeichnet, die nicht nur auf das zu behandelnde Krankheitsbild
zugeschnitten ist, sondern eine Vielzahl weiterer, Patientenbezogener
Faktoren wie Konstitution, Geschlecht, Genom und andere
individuelle molekularbiologische Konstellationen berücksichtigt. In vielen Bereichen der Medizin,
insbesondere in der Onkologie, konnten durch diesen Ansatz in den vergangenen Jahren erhebliche
Therapieverbesserungen erreicht werden. Aber auch unser Fachgebiet ist ‚betroffen‘. So
kennen wir seit langem den Patienten mit genetischer Disposition zur malignen Hyperthermie und
berücksichtigen dies bei der Auswahl unserer Anästhetika. Laufend kommen neue Erkenntnisse
hinzu, die belegen, dass ein starres pharmakotherapeutisches Vorgehen nicht allen Patienten
gerecht wird, sei es im Rahmen der Antibiotikatherapie auf der Intensivstation, der Schmerztherapie
mit Opioiden oder auch der Begleittherapie mit Plättchenhemmern. Die zeitnahe Umsetzung
dieses rasch anwachsenden Wissens in der klinischen Praxis stellt für unser Fachgebiet eine
große Herausforderung dar.
Bei allen Erfolgen der klassischen ‚personalisierten Medizin‘ reift jedoch zunehmend auch die
Überzeugung, dass sich personale Eigenschaften nicht nur auf eine molekulare Betrachtungsweise
reduzieren lassen, sondern den gesamten Menschen, seine Fähigkeit zur Reflexion und
Selbstbestimmung, sein soziales Umfeld, seine Wertevorstellungen u.v.m. umfassen. Als eine
Fachdisziplin, die wie kaum eine andere den Patienten im gesamten perioperativen Prozess (im
Extremfall vom Notarztwagen über den OP und die Intensivstation bis hin zur schmerztherapeutischen
oder auch palliativmedizinischen Nachbetreuung) im Auge hat, ist die Berücksichtigung
auch dieser ‚weichen‘ Faktoren bei der Therapieplanung und -steuerung von herausragender Bedeutung.
‚Personalisiert‘ steht hierbei für ‚individualisiert‘ und hebt darauf ab, dass beispielsweise
Leitlinien und Empfehlungen zwar für viele Patienten, aber eben nie für alle Patienten gleichermaßen
sinnvoll und anwendbar sind. Vielmehr muss im Einzelfall im Sinne der Patienten von allgemeinen
Standards zugunsten einer für das Individuum optimierten Medizin abgewichen werden.
Sowohl die Identifikation von Konstellationen, die einer personalisierten Herangehensweise bedürfen,
als auch die Auswahl des dann besten, individuellen Vorgehens stellen eine große medizinische
Herausforderung dar. Zahlreiche der auf dem DAC 2017 geplanten Veranstaltungen
werden dieses Thema für die verschiedenen Säulen unseres Faches auf dem Boden der aktuellen
wissenschaftlichen Literatur beleuchten und Lösungsstrategien aufzeigen – und damit Chancen
eröffnen zum Wohle der uns anvertrauten Patienten.
Ich lade Sie auch im Namen des wissenschaftlichen Komitees schon jetzt ein, sich an dieser
spannenden Diskussion zu beteiligen. Nutzen Sie die Gelegenheit des Kongresses auch für den
Gedankenaustausch mit Kolleginnen und Kollegen, Pflegekräften und der Industrie sowie für den
persönlichen Zugewinn an aktuellstem Wissen, wie ihn so nur ein wissenschaftlich ausgerichteter
Fachkongress bieten kann. In diesem Sinne freue ich mich schon jetzt, Sie zum DAC 2017 in
Nürnberg begrüßen zu dürfen.
Prof. Dr. Bernhard Zwißler
Präsident der DGAI 2017/2018 und Kongress-Präsident 2017