Grußwort Dr. Ulrich Maly
Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Anästhesiecongresses,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, dass Sie die Stadt Nürnberg erneut als Tagungsort Ihrer Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin gewählt haben und heiße
Sie sehr herzlich in der heutigen Stadt der Menschenrechte willkommen.
Wie Sie sicher alle wissen, nimmt Nürnberg die Verpflichtung aus seiner Vergangenheit als
ehemalige Stadt der Reichsparteitage, in der auch die Nürnberger Gesetze verabschiedet
wurden, aktiv an. Gerade die aktuellen Geschehnisse zeigen, dass die Erinnerung an das Geschehene
mehr denn je notwendig ist.
Vor nunmehr 70 Jahren wurde versucht, im Rahmen des Nürnberger Ärzteprozesses die
massiven Verfehlungen der deutschen Ärzteschaft juristisch aufzuarbeiten. Mit der Verabschiedung
des Nürnberger Kodex und dem dort formulierten Informed Consent versuchte
das Gericht, eine Richtschnur für die Medizin, den „Umgang des Menschen mit dem Menschen" zu finden. Dass es für die deutsche Ärzteschaft, wie für viele andere Berufe auch,
schwer war, ihre Geschichte anzunehmen, zeigt die Tatsache, dass der Deutsche Ärztetag die
Opfer erst im Jahr 2012 in seiner Nürnberger Erklärung um Vergebung bat.
Die moderne Anästhesiologie ermöglicht heute ihren operativ tätigen Partnern, Eingriffe
auch bei sehr betagten Patienten durchzuführen, die uns Laien faszinieren.
Um diese Entwicklung erfolgreich fortsetzen zu können, wird es notwendig, die speziellen
Ressourcen und Gegebenheiten des einzelnen Patienten immer differenzierter zu berücksichtigen.
Diesem Erfordernis tragen Sie bei Ihrem Kongress mit dem Motto „Personalisierte
Medizin - Herausforderung und Chancen" bewusst Rechnung.
Wie kann der Arzt den individuellen Besonderheiten seines Patienten gerecht werden? Im
Fall Ihrer Fachdisziplin stehen oft lebensrettende und lebenserhaltende Maßnahmen im
Vordergrund, für die es klinische Standards gibt. Das Eingehen auf die ganz individuellen Bedürfnisse
des Patienten ist immer eine zusätzliche Herausforderung. Neben medizinischen
Fragen geht es dabei auch um ethische Probleme wie Selbstbestimmung und Würde, Themen,
die Sie bei Ihrem Kongress in Nürnberg aufgreifen und diskutieren werden.
Ich wünsche der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
einen erfolgreichen Verlauf, Ihnen einen informativen, interessanten und gewinnbringenden
wissenschaftlichen Austausch und ein wenig Zeit und Muße, um den Besuch
in unserer Stadt zu genießen. Falls Sie sich für die Geschichte der Menschenrechte interessieren
sollten, so empfehle ich Ihnen einen Besuch im Memorium Nürnberger Prozesse oder
im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.
Dr. Ulrich Maly
Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg